Gewusst wo! Dem Leitungswirrwarr auf der Spur
- Ortung von allen Leitungen mit Georadar
- Waldsiedlung in Rheinböllen wird digitalisiert
Viele Menschen kennen es: durch eine Verletzung wird der Gang zum Arzt notwendig. Besteht der Verdacht auf Schäden an Knorpel oder Muskulatur, kann der Arzt schon einmal eine Magnetresonanztomographie (kurz: MRT) anordnen um die Körperstelle zu untersuchen. Während der Laie auf dem MRT-Bild meistens nichts erkennt, kann der Arzt auf einen Blick die Verletzung identifizieren.
So ähnliche Diagnosen kann das Unternehmen Terra Digital aus Hofheim am Taunus erstellen – nur, dass es ein Georadar benutzt und damit in den Untergrund „schaut“. Die Aufgabe dabei: unterirdische Infrastruktur wie etwa Rohre und Leitungen genau zu lokalisieren ohne Grabungen durchführen zu müssen. „Die Technologie des Bodenradars gibt es schon seit einigen Jahren, die Leistungsfähigkeit der Anwendung ist in den letzten Jahren mit den modernen Auswertemethoden so stark gewachsen, dass wir sehr belastbare Ergebnisse produzieren können“, sagt Wilhelm Dresselhaus, Geschäftsführer der Terra Digital.
Terra Digital liefert dem Verteilnetzbetreiber Westnetz mit dieser Technik Informationen zu der Verlegetiefe, was gerade im Bereich Rohrleitungen und Netze eine gefragte Kenngröße ist. „Die Mindestverlegetiefe ist zwar je nach Versorgungssparte genormt, aber auch hier gibt es viele Unterschiede zwischen Norm und Wirklichkeit“, sagte Thomas Waldmann, Netzplaner bei Westnetz im Regionalzentrum Rhein-Nahe-Hunsrück. Dass die grabungslose Inspektion darüber hinaus kostengünstiger ist als Tiefbauarbeiten, liegt auf der Hand. Zumal die verkehrstechnischen Einschränkungen minimal sind. Lediglich für das „Befahren“ der untersuchten Stelle (ähnlich dem Rasenmähen im langsamen Schritt) muss der Verkehr für kurze Zeit pausieren.
Ein Georadar ermöglicht die zentimetergenaue Ortung aller Versorgungsleitungen – auch von Kunststoff- und/oder Telekommunikationsleitungen. „Es können sogar dünne Lichtwellenleiter (LWL)-Kabel mit dem Georadar detektiert werden“, berichtet Dresselhaus. Zudem können Bodenanomalien wie Fundamente oder Hohlräume mit dem Georadar geortet werden. „Damit schaffen wir ein digitales Abbild des Baugrunds“, so der Geschäftsführer. Im höchsten Qualitätslevel A kann der Auftraggeber mit einer Genauigkeit der (Tiefen-)Lage von zehn Zentimetern rechnen. Als Ergebnis entstehen Dokumentationen entweder in Form von 2D-Karten inklusive Tiefenangaben, die in PDF-Formaten oder in Standard-3D-Formaten für CAD oder Geo-Informationssysteme ausgegeben werden.